Die Kirchliche Hochschule (KiHo) Wuppertal soll grundlegend reformiert werden: Die 78. außerordentliche Landessynode hat beschlossen, den Aufbau eines theologischen Bildungscampus zu prüfen. Eine bereits eingesetzte Steuerungsgruppe wird der Landessynode 2025 ein entsprechendes Konzept unter Einbindung betroffener Interessengruppen vorlegen. Mögliche Zielgruppen des Bildungscampus sind laut dem mit großer Mehrheit getroffenen Beschluss beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende, Studierende sowie theologisch Interessierte. Inhaltliche Schwerpunkte sollen sein: die Verschränkung theologischer Forschung, Lehre und Praxis, die theologische Bildung verschiedener kirchlicher Berufsgruppen sowie die interprofessionelle Vernetzung, beginnend mit Studium und Ausbildung. Für die Beschlussvorlage stimmten in der digitalen Sondersynode 150 Synodale, es gab 14 Neinstimmen und 16 Enthaltungen.
„Der Beschluss der Landessynode eröffnet neue Perspektiven, dafür bin ich dem Vorbereitungsteam sehr dankbar“, sagte Pfarrer Torsten Krall, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, zu der Entscheidung der Synode. „Es entsteht die Gelegenheit, die Ausbildung der Prediger*innen, Seelsorger*innen und Gemeindeaufbauer*innen stärker zu vernetzen – und dabei nicht nur an Pfarrerinnen und Pfarrer zu denken. Es gibt auch eine große Offenheit, Partnerorganisationen an der Ausbildung zu beteiligen. Gleichzeitig bleibt klar im Blick, dass die Zeit drängt und die Ressourcen deutlich geringer werden. Für die nächste ordentliche Synode wünsche ich mir eine breitere Debatte darüber, wie die Kirche der Zukunft aussehen soll. Damit wir gezielter darüber diskutieren können, wie wir unsere Mittel einsetzen.“
Zugleich hat die Kirchenleitung den Auftrag zu prüfen, unter welchen finanziellen Rahmenbedingungen die benannten inhaltlichen Ziele erreicht werden können. Nach Einschätzung des Finanzausschusses, der von dem Kölner Superintendent Markus Zimmermann geleitet wird, wird die Landeskirche 2031 nur noch die Hälfte der derzeit von der Evangelischen Kirche im Rheinland für die Arbeit der Kirchlichen Hochschule Wuppertal bereitgestellten Mittel aufbringen können. Weitere Einnahmequellen, auch über mögliche Kooperationspartner, sollen erschlossen werden. Aktuell übernimmt die rheinische Kirche als größte Trägerin der KiHo knapp 2,8 Millionen Euro der jährlichen Kosten.
Pfarrer Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region und Superintendent im Ev. Kirchenkreis Köln-Süd sagte nach der Sitzung des höchsten Leitungsgremiums der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Die Sondersynode hat nun einen Prüfauftrag zur Umwandlung der Kirchlichen Hochschule Wuppertal zu einem theologischen Bildungscampus beschlossen. Eine wirkliche Klärung ist das nicht. Ich finde gut, dass wir prüfen, aus dem Heiligen Berg ein Zentrum für die theologische Ausbildung von beruflich und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu schaffen, das wir auch nachhaltig finanzieren können. Dafür ist der Ort sicher gut geeignet, und er kann so für viele Menschen weiter kirchliche Identität stiften. Aus finanziellen und strukturellen Gründen hätte ich einen Schließungsbeschluss für die Kirchliche Hochschule für Theologiestudierende zum jetzigen Zeitpunkt befürwortet, das wurde aber entgegen der ursprünglichen Absicht der Kirchenleitung nicht zur Abstimmung gestellt, sondern letztlich auf Februar 2025 vertagt. Ich bin überzeugt: Es ist auch langfristig sehr gut möglich, ein qualitätsvolles Theologiestudium an den vielen staatlich finanzierten Evangelisch-Theologischen Fakultäten deutschsprachiger Universitäten durchzuführen, dafür ist die Kirchliche Hochschule, gerade bei den geringen Studierendenzahlen, nicht nötig.“
Auf der Pressekonferenz zur Sondersynode am Mittwoch bezeichnete Präses Dr. Thorsten Latzel den Beschluss als „theologische Qualitätsoffensive“. Die Idee sei, Theorie und Praxis stärker in den Dialog zu bringen, sich mit Partnern zu vernetzen und von den Zielen und nicht von den bisherigen Strukturen her zu denken: „Für unsere Zukunft brauchen wir kluge Theologie und Sprachfähigkeit christlichen Glaubens. Und das nicht nur bei den Pfarrerinnen und Pfarrern, sondern bei allen Berufsgruppen und auch den ehrenamtlich Mitarbeitenden.“ Es gehe nicht um den Erhalt der KiHo in der bisherigen Form. Ob das grundständige Theologiestudium und der Masterstudiengang für Quereinsteiger auch auf einem künftigen Bildungscampus weiter möglich sein werden, bedarf noch der Klärung im Rahmen des Prüfauftrags. Latzel stellte aber klar: „Wir wollen keine Doppelstrukturen zu Angeboten an anderen Stellen, sondern fragen uns: Was ist unser Alleinstellungsmerkmal?“
Die KiHo Wuppertal ist heute eine staatlich anerkannte Universität in Trägerschaft der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen. Menschen studieren dort derzeit evangelische Theologie in den beiden grundständigen Studiengängen „Pfarramt“ und „Magister theologiae“ sowie im Weiterbildungsstudiengang „Master of Theological Studies“ oder sie forschen, um promoviert oder habilitiert zu werden.
Text: EKiR/APK
Foto(s): EKiR/Marcel Kuß
Der Beitrag Kirchliche Hochschule Wuppertal könnte sich zum Bildungscampus wandeln – Sondersynode der rheinischen Kirche erteilt Prüfauftrag bis 2025 erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.