Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region (EKV) will junge Menschen mit frischen Ideen und einer persönlichen Ansprache ganz anders als bisher erreichen. Nachdem die „Arbeitsgruppe Mitgliederbindung“ im vergangenen Jahr initiiert wurde, um Konzepte zur Stärkung der Bindung der Gemeindemitglieder zu entwickeln, sind nun bereits erste Briefe an 17,5-Jährige und 22-Jährige in den beteiligten Projektgemeinden verschickt worden und kommen in den nächsten Tagen an.
Das Pilotprojekt für die Landeskirche konzentriert sich darauf, sowohl ländliche als auch städtische Gemeinden aus allen vier Kirchenkreisen einzubeziehen. Dazu wurden gezielt ausgewählte Gemeinden aus allen Teilen der Region ausgewählt. Zu den Beispielgemeinden gehören Bayenthal und Lechenich im Süden, Bensberg und Lindlar im Osten, sowie Ehrenfeld und Weiden im Norden. Durch diese breite Abdeckung möchte der EKV sicherstellen, dass Stimmen aus unterschiedlichsten Lebensrealitäten gehört werden.
Neue Wege beschreiten
„Wir stellen fest, dass gerade junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren oft wenig Kontaktfläche zu ihrer Kirche haben, weil sie sich im Aufbruch und Entdecken der neuen Lebensinhalte befinden. Dabei bietet ihnen unsere Kirche aus ihrer Sicht nicht viel an, was sie für ihre Lebensorientierung gebrauchen können. Sie haben nicht selten das Gefühl: Ich habe nichts von Kirche“, erklärt Stadtsuperintendent Bernhard Seiger. „Daher wollen wir vor allem Kontakt aufbauen, zeigen, dass wir an junge Menschen denken und sie begleiten wollen, beim Weg in die Ausbildung, in die Selbständigkeit und bei den Lebensfragen, die sich stellen.“ Dazu dienen die Karten, die individuellen Selfmailer und die digitalen Angebote. Er ergänzt: „Wenn wir merken, wir verlieren Bindekraft, müssen und können wir etwas dagegen tun und Kontakte aufbauen und pflegen und Raum zum Mitmachen geben. Das machen Fußballclubs und andere Netzwerke auch. Da können wir noch viel lernen.“
Konzeptentwicklung in der Arbeitsgruppe
Zu den wichtigsten Zielen der Arbeitsgruppe gehört es, herauszufinden, welche relevanten Angebote die Kirche für die Menschen in ihren Lebenswelten bereitstellen kann. In mehreren Treffen wurden Ideen gesammelt und diskutiert sowie Konzepte entwickelt, die sich um die Bedürfnisse der Mitglieder gruppieren. Ein zentrales Element des Projektes war und ist es, Vorzeigeideen zu identifizieren, die sich vervielfältigen und auf andere Gemeinden übertragen lassen. Der EKV hat dabei Menschen aus den Zielgruppen aktiv einbezogen, um ihre Perspektiven zu nutzen und ansprechende Designs für zukünftige Angebote zu entwickeln. Zudem wird die Entwicklung von Finanzierungskonzepten angestrebt, die als Vorbilder für die gesamte Landeskirche dienen können.
Der EKV beweist mit diesem Projekt, dass er bereit ist, innovative Wege zu gehen, um die Bindung zu den Menschen vor Ort zu stärken. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Gemeinden, der aktiven Einbindung der Zielgruppen und einem kreativen Ideenprozess soll die Beziehung zwischen Kirche und Gemeindemitgliedern nachhaltig gefestigt werden.
Im Zuge dessen wurden auch spezielle Internetseiten eingerichtet, die auf die Bedürfnisse und Interessen der verschiedenen Zielgruppen eingehen. Die Inhalte umfassen unter anderem gezielte Informationen zum Umgang mit Veränderungen im Leben, eine kreative „Bucket List“ für Köln und die Region sowie eine spielerische Aufbereitung der Rechte und Freiheiten, die mit der Volljährigkeit einhergehen. Außerdem wurde speziell für diese Zielgruppe ein EKV-Karten-Spiel von einer gesonderten Arbeitsgruppe entwickelt.
Besonders interessant sind die unterhaltsamen Elemente, mit denen die Inhalte präsentiert werden. Dazu gehören beispielsweise digitale „Glückskekse“, die beim Öffnen inspirierende Botschaften oder kleine Anregungen vermitteln. Diese interaktive Möglichkeit soll junge Menschen ermutigen, sich mit den Themen ihrer Lebenssituation auseinanderzusetzen und die Kirche auf eine lockere, ansprechende Art und Weise kennenzulernen.
Bernhard Seiger erläutert, dass individuelle Mitgliederkommunikation in Zukunft vermutlich noch stärker erforderlich sein wird: „Hier als Kölnerinnen und Kölner vorne dabei zu sein, gibt Energie. Ich freue mich, dass wir so ein sympathisches Bild zeigen und Kontakt aufnehmen und pflegen mit Menschen, die die Zukunft unserer Kirche sein werden.“ Er hebt außerdem hervor, dass Gemeinden, Kirchenverband und Jugendreferat dieses Projekt gemeinsam angehen. „Wir wollen auf allen Ebenen dasselbe: Präsent, partizipativ und unterstützend für junge Menschen da sein.“
Den Aufschlag machen nun in einem ersten Schritt die Geburtstagsgrüße – es folgen weitere Karten zum Sinn des Lebens, Umzug oder Ferienangeboten. Dabei wird der Projektverlauf nicht statisch sein, sondern noch während des Projektverlaufs und der Aussendungen auf Feedback, sei es positiv oder negativ, reagieren. „Gut wäre es, wenn wir merken, dass die, die wir zum Geburtstag oder Umzug oder zu den Ferien anschreiben, sich über die Kontaktaufnahme und die Grüße freuen. Wenn 25 % der Angeschriebenen auch noch ein Jahr später noch wissen, dass wir als evangelische Kirche sie angeschrieben haben oder sie über den QR-Code auf unsere digitalen Seiten gekommen sind, dann wäre das für mich ein Erfolg“, sagt Bernhard Seiger. „Ein Erfolg wäre es auch, wenn in unseren Gemeinden und unserer Kirche insgesamt aktiv und neugierig über Mitgliederkommunikation gesprochen und das, was es alles schon gibt, hier und dort kreativ weiterentwickelt wird.“
Text: APK
Foto(s): APK/Ausschnitte der Internetseite
Der Beitrag Innovative Ansätze zur Mitgliederbindung beim Evangelischen Kirchenverband Köln: Erste Schritte und spannende Angebote für 17,5-Jährige und 22-Jährige erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.