Die Verbandsvertretung des Ev. Kirchenverbandes Köln und Region hat Bernhard Seiger mit großer Mehrheit in seinem Amt als Stadtsuperintendent bestätigt. Das Leitungsgremium wählte auch die Superintendentinnen und Superintendenten der anderen drei Kirchenkreise wieder in die Stellvertretungen des Stadtsuperintendenten. So ist Markus Zimmermann erster Stellvertreter und Susanne Beuth dritte Stellvertreterin. Die personelle Besetzung der zweiten Stellvertretung wird vom Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch festgelegt. Hier wird entschieden, ob Superintendent Torsten Krall oder Superintendentin Kerstin Herrenbrück das Amt übernehmen wird.
Nach einer kurzen Andacht des alten und neuen Stadtsuperintendenten mit Gedanken zu dem Kirchenlied „Der Himmel geht über allen auf“ und dem Song „Himmel auf“ von Silbermond begann die Tagung im Haus der Evangelischen Kirche mit zwei Grußworten.
Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen als Vertreterin der Evangelischen Kirche im Rheinland wies darauf hin, dass sich in der Tagesordnung „vielfältige Prozesse widerspiegeln, die alle miteinander zusammenhängen“. Bei der Diskussion über Gebäude, die klimaneutral sein sollen, gehe es nicht nur um Steine und Ziegel. „Die Kirche im Dorf betrifft ganze Stadtviertel“, sagte sie. 30 Prozent aller evangelischen Gebäude seien denkmalgeschützt. „Wie können wir die mit anderen gemeinsam nutzen? Und finanzieren? Auf welches Dach setzen wir Solaranlagen?“ Die Presbyterien müssten bei diesen Fragen entlastet werden. Außerdem sollten die Mitglieder in der Kirche intensiver angesprochen werden, wie dies in Köln und Region jetzt in einem Pilotprojekt geschehe. Außerdem sei mehr Werbung für kirchliche Berufe nötig. „Welche Strategie verfolgen wir? Mitgliederorientierung oder Sozialraumkoordinierung? Meiner Meinung nach geht nur beides zusammen. Wer mir christlich Nächster ist, ist keine geographische Dimension.“ Jesus habe „Netzwerkkompetente“ um sich geschart – „Also Fischer, die brauchen wir jetzt auch.“
Der katholische Stadtdechant Robert Kleine war ebenfalls zu Gast bei der Verbandsvertretung und erinnerte an die zahlreichen Termine, die er mit seinem evangelischen „Kollegen“ Bernhard Seiger wahrnimmt. Der Schweigegang nach dem Angriff der Hamas auf Israel als Zeichen der Solidarität mit den jüdischen Menschen, die gemeinsame Rede bei der Gedenkfeier für die Pogromnacht 1938 und die Grundsteinlegung für den Campus Kartause nannte Msgr. Kleine als Beispiele. Feste Termine gebe es auch: Der Gottesdienst vor der Proklamation des Kölner Dreigestirns, vor dem ersten Heimspiel des FC und ein Gottesdienst während der Dreikönigswallfahrt. Darüber hinaus treffe man sich regelmäßig im „Scharnierkreis“, Dort arbeite man an der Idee, dass in jedem Viertel mindestens eine christliche Kirche erhalten bleibt.
Im anschließenden Geschäftsbericht des Verbandsvorstandes erinnerte Bernhard Seiger an den nicht leichten Start des amtierenden Vorstands im Dezember 2020. Die ersten Sitzungen liefen digital, gesehen habe man sich erstmals neun Monate später. Der Stadtsuperintendent lobte den „wirklich guten Geist des Miteinanders“. „Wir waren uns einig, dass wir Veränderung, also das notwendige Schrumpfen, gestalten wollen und müssen und nicht abwarten oder uns Illusionen über eine bessere Zukunft machen.“ Man habe mit Augenmaß Stellen abgebaut, aber eben auch in die Zukunft der Kirche investiert. Bernhard Seiger nannte die Einrichtung des Segensbüros und das Projekt Mitgliederbindung mit zehntausenden Briefen von Pilotgemeinden an Menschen im Alter von 15 bis 35 Jahren. Die neu eingerichtete Kasualagentur trägt den Namen „Hätzjeföhl – Segensbüro Köln und Region“. Der Stadtsuperintendent freute sich auch über den steten Ausbau der Ökumene. „Es fühlt sich so an, dass wir gemeinsam am Lagerfeuer sitzen und uns die Geschichten erzählen, die wir Kirche in Gesellschaft und Politik erleben und beraten, welchen Reim wir uns darauf machen.“ Zusammen setze man sich zum Beispiel ein für den Ausbau von St. Alban als zentralen Gedenkort auf der Via Culturalis. Ein sehr gutes Miteinander gebe es im Arbeitskreis Christlicher Kirchen in Köln und bei Statements zu aktuellen Fragen wie Antisemitismus und in Hospizfragen. Msgr. Kleine und Bernhard Seiger erhalten auch immer wieder Rückmeldungen aus der Stadtgesellschaft: „Es mag in Köln manches im Wandel sein. Auf Sie beide und Ihr Miteinander kann man sich verlassen.“ Zum zweiten Mal gehörte auch ein Klimabericht zum Geschäftsbericht. An jedem Gebäude des Kirchenverbandes habe man Optimierungen vorgenommen: „Genaues Monitoring, genaueres Einstellen der Heizungen, Dämmmaßnahmen wo möglich.“ Die CO2-Emissionen seien so seit 2019 von 617 auf 350 Tonnen reduziert worden. „Man merkt, man kann Fortschritte erzielen. Und am Ende wird es nicht nur dem Klima, sondern auch der wirtschaftlichen Lage helfen. Das macht Mut, sich auch hohe Ziele zu setzen.“
Dann war Lothar Ebert mit den Zahlen für die Haushalte an der Reihe. Zunächst entlastete die Verbandsvertretung alle an der Ausführung des Haushalts 2022 Beteiligten. Der Jahresabschluss für das Jahr 2023 wurde mit einem negativen Bilanzergebnis von 216.938 Euro festgestellt. Der Jahresfehlbetrag wurde mit einer Entnahme aus der Allgemeinen Ausgleichsrücklage ausgeglichen. Die Bilanzsumme des Verbands lag im Jahr 2023 bei 112.334.665 Euro. Ebert machte deutlich, dass wegen des Rückgangs der Gemeindegliederzahlen im Kirchenverband um 3,57 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 234.956 die Kirchensteuererträge spürbar gesunken seien. Auch die Umlagen, die zum Beispiel für finanzielle Gerechtigkeit zwischen den Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche im Rheinland sorgen, seien deutlich höher ausgefallen als geplant. Für den Haushalt 2025 rechnet Ebert mit einem Gesamtbetrag der Erträge in Höhe von 120.532.517 Euro. Dem stehen Aufwendungen von 122.632.517 Euro entgegen. Den Fehlbetrag in Höhe von 2,1 Millionen Euro gleicht man durch Rücklagenentnahmen aus. Ebert und die Finanzabteilung des Kirchenverbandes rechnen für das kommende Jahr mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 111.723.246 Euro. Am Ende verbleiben nach Abzug aller Umlagen 57.453.359 Euro im Verband, für dessen Aufgaben 11.490.672 Euro zur Verfügung gestellt werden. Für die Gemeinden stehen schließlich 44.496.453 Euro zur Verfügung. Pro Kopf erhält jede Gemeinde 189 Euro.
Es war das letzte Mal, dass Lothar Ebert die Zahlen vorstellte. Bernhard Seiger dankte ihm für seine jahrzehntelange Arbeit. Seit Juni 1996 ist Ebert Mitglied in der Verbandsvertretung, im November des gleichen Jahres wurde er in den Verbandsvorstand gewählt. Seit 2013 ist er Vorsitzender des Haushaltsausschusses. „Lothar Ebert hat in 29 Jahren nur eine Sitzung der Verbandsvertretung verpasst und insgesamt an 320 Vorstandssitzungen teilgenommen“, erklärte der Stadtsuperintendent. Ebert war an der Einführung des Neuen Kirchlichen Finanzwesens im Jahr 2011 beteiligt, das im Kölner Kirchenverband viel schneller umgesetzt worden sei als in vielen anderen Kirchenkreisen. Ein Erfolg sei die Änderung der Finanzzuweisungen des Verbands an die Gemeinden gewesen. „Die Verteilung pro Kopf ist viel gerechter als vorher nach angemeldeten Vorhaben.“ Bernhard Seiger dankte ihm auch mit persönlichen Worten: „Sie gehen die Dinge auf allen Ebenen sehr nüchtern an. Sie denken von der Gemeinde aus, wo Kirche mit Menschen arbeitet. 2021 haben Sie für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Es ist schön, dass die Politik anerkennt, dass ehrenamtliche Arbeit in den Gemeinden auch Dienst an der Gesellschaft ist.“
Der Stadtsuperintendent berichtete auch über die Arbeiten am Campus Kartause. Diese sind im Zeit- und Kostenplan. Am Reformationstag habe man den Grundstein gelegt. Die Besucherinnen und Besucher hätten in der Baugrube gestanden und erstmals die Dimensionen des Vorhabens wahrgenommen. In einem Jahr wolle man Richtfest feiern, ein Jahr später werde der Campus eröffnet. „Wir sind mit der Diakonie Michaelshoven und dem Studierendenwerk als Mieter in guten Gesprächen“, erklärte Bernhard Seiger. Kirche baue gegen den Trend. „Warum tun wir das? Weil wir an die Zukunft glauben. An die Zukunft unserer Arbeit, an die Menschen, die auf dem Campus leben und lernen und arbeiten werden, und an die Zukunft unserer Kirche. Der Campus knüpft an eine Wurzel der Reformation an: Das große Vertrauen in Bildung. Unser Bauprojekt ist ein Zeugnis dafür, dass wir an den Auftrag der Erneuerung glauben. Wir setzen in unserem Tun auf die nächste Generation und auf die Arbeit unserer Bildungseinrichtungen und ihr Zusammenwirken.“
Zwei Projekte stellte der Stadtsuperintendent vor, zum einen den Brunnen, der in der Mitte des Campus sprudeln wird. Bei zwei Workshops hätten sich alle Beteiligten für die größere Alternative ausgesprochen. Das sprenge den Rahmen des Budgets. Seiger wird daher im nächsten Jahr eine Fundraising-Aktion anstoßen, um den Brunnen mit Spendengeldern zu finanzieren. Zum anderen sollen rund um den Brunnen Sitzbänke stehen. Die werden aus dem Holz der Bäume hergestellt, die für den Campus gefällt werden mussten. Die Bänke werden gebaut in Zusammenarbeit mit Handwerksklassen des Berufskollegs Ulrepforte. „Das ist dann eine sinnvolle lokale Wiederverwendung des Holzes“, lobte Bernhard Seiger die Idee von Dorothee Schaper.
„Einen sehr großen Schatz unseres Kirchenverbandes“ nannte Torsten Krall, Superintendent im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch, die ehrenamtlichen Mitarbeitenden in der Notfall-, Krankenhaus-, Telefon- und Gefängnisseelsorge. Deren Ausbildung will man weiter verbessern. Dafür stimmte die Verbandsvertretung der Einrichtung einer Pfarrstelle zu. Im Gegenzug fallen zwei halbe Stellen in der Telefon- und der Krankenhausseelsorge weg. „Wir fassen die Ausbildungen zusammen und erzielen Synergie-Effekte. Es soll eine Basis-Ausbildung mit 100 Stunden Umfang geben. Dann spezialisieren wir“, beschrieb Torsten Krall die Idee hinter dem Vorhaben.
Auch der Vorstand des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region wurde neu gewählt. Ihm gehören neben den Superintendentinnen und Superintendenten folgende Personen an: Pfarrerin Miriam Haseleu aus Nippes, Diana Zulfoghari aus der Evangelischen Gemeinde Köln, Silke Schmidt aus Lindenthal, Gabriele Orbach aus Pesch, Karola Mischak-Struckmann aus Weiden/Lövenich, Dr. Alfred Paulick aus Pulheim, Christoph Stappert aus Bergisch Gladbach, Hartmut Melenk aus Höhenhaus, Joachim Ruppersberg aus Rath-Ostheim, Pfarrer Jan Ehlert aus Hürth, Christoph Riethmüller aus Bayenthal und Burchard von Spankeren aus Brühl. Alle Personen wurden bis zum 31. Dezember 2025 in ihre Ämter des Verbandsvorstandes gewählt, da durch die Fusion der linksrheinischen Kirchenkreise zum 1.1.2026 voraussichtlich weitere Amtswechsel anstehen werden.
Ausgeschieden aus dem Vorstand des Kirchenverbandes sind Pfarrerin Dagmar Schwirschke aus der Gehörlosenseelsorge, Pfarrer Klaus Völkl aus Dellbrück/Holweide, Heide Manscheff aus Nippes, Dr. Bernhard Hausberg aus Altenberg/Schildgen, Professor Dr. Udo Bühler aus Sindorf, Artur Broch aus Nippes und Lothar Ebert aus Hürth.
In den Beirat der Geschäftsführung der Melanchthon-Akademie wurde Claudia Heidkamp als Nachfolgerin von Antje Rinecker berufen. Lea Kröll und Myesser Ildem wurden als fachkundige Mitglieder in den Beirat der Geschäftsführung der Melanchthon-Akademie berufen.
Die Verbandsvertretung ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit Gemeindegliedern im Rhein-Erft-Kreis, in Köln, im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Oberbergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger geleitet. Die nächste Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region findet am Samstag, 28. Juni 2025, um 8:30 Uhr statt.
Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann / APK
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