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Unsere Archivale für Juli: Die Anfänge – Städtepartnerschaft zwischen Köln und Liverpool seit 1952

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Was verbindet Köln mit Liverpool – abgesehen von Musik und Fußball? Mehr, als man denkt – denn zwischen Köln und Liverpool ist über Jahrzehnte hinweg eine lebendige ökumenische Freundschaft gewachsen, die einst aus Ruinen entstand und heute Brücken zwischen Menschen, Gemeinden und Kulturen baut.

Die Idee der Städte- und Gemeindepartnerschaften entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Die britische Besatzung verfolgte das Ziel, über ein solches Projekt freundliche Beziehungen zwischen deutschen und britischen Städten aufzubauen und so den in den Kriegsjahren geschürten Vorurteilen und Anfeindungen entgegenzuwirken.

Verbindung zwischen Köln und Liverpool im Jahr 1952

Die erste Verbindung, die die Stadt Köln nach dem Zweiten Weltkrieg einging, war mit der britischen Stadt Liverpool im Jahr 1952. Doch nicht nur auf kommunaler Ebene wurden die Fühler ausgestreckt. 1985 suchte Revd. David Wills von der Gemeinde Mossley Hill eine Partnergemeinde in Köln. Er richtete sich an den Evangelischen Stadtkirchenverband Köln (Vorgängerinstitution des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region), und dieser wiederum leitete das Schreiben an die Gemeinde Lindenthal weiter. Pfarrer in Lindenthal war zu dieser Zeit Martin Hüneke. Er hatte jahrelang in England gelebt und gearbeitet und schien daher der geeignete Ansprechpartner zu sein. Die Gemeinde Lindenthal gründete daraufhin im November desselben Jahres einen Partnerschaftskreis mit sieben Studierenden und England-Interessierten.

Begegnungen auf beiden Seiten des Kanals

In den Jahren 1986 bis 1988 erfolgten regelmäßige Besuche zwischen den beiden Gemeinden, die teils offiziell, teils informell stattfanden. Dabei zeigte sich: Viele Herausforderungen sind typisch für moderne Großstädte – ganz gleich, ob sie am Mersey oder am Rhein liegen.

„Faith in the City“ und soziale Projekte

Eine Grundlage für den Austausch bildete die von der anglikanischen Kirche durchgeführte soziologische Erhebung zur Rolle der Kirchen in Brennpunkt-Gegenden, die 1985 unter dem Titel „Faith in the City“ veröffentlicht wurde. Daraus ergaben sich die Einrichtung eines Fonds („Urban Priority Fund“) und die Gründung der Organisation „Merseyside and Region Churches Ecumenical Assembly“ (MARCEA). Beide Initiativen zielten auf die Bekämpfung von Armut und die Verbesserung des interkulturellen Zusammenlebens ab – und förderten auch internationale, ökumenische Projekte.

Fachlicher Austausch im Sozialraum

Auf Ebene des Stadtkirchenverbandes entwickelte das Sozialwerk den Austausch von Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Presbyteriumsmitgliedern weiter zu einer Fortbildungsreihe für Beschäftigte in der Gemeinwesen- und Sozialarbeit. Dabei tauschten sie sich wechselseitig über ihre Arbeit mit benachteiligten Menschen aus. Das Projekt wurde jedoch aufgrund anderer personeller und finanzieller Bindungen nicht fortgeführt. Ende der 1990er-Jahre stockte der Austausch zwischen Lindenthal und Liverpool infolge von personellen und finanziellen Umstrukturierungen – sowohl in Liverpool als auch in Köln.

Neuer Schwung ab 2000

Richtig Fahrt nahm die ökumenische Beziehung zu Liverpool erst wieder Anfang der 2000er-Jahre auf. Zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen den Metropolen am Rhein und Mersey kamen zwei Delegationen aus der britischen Stadt. Gleichzeitig fand die Feier „200 Jahre evangelisches Köln“ statt. Ein Highlight des Zusammentreffens war die Predigt des Methodistenpredigers John Taylor, der in der Antoniterkirche auf Deutsch predigte. Um die Beziehungen dieses Mal dauerhaft zu gestalten, wurde durch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und die Liverpooler Freunde eine Kooperation in zehn Projekten angestrebt.

Heute: gelebte Partnerschaft

Im September 2003 konstituierte sich der ökumenische Partnerschaftsausschuss, in dem der Stadtkirchenverband durch das Ökumene-Referat, die Melanchthon-Akademie und das Sozialwerk vertreten war. Die Beziehungen zu Liverpool bestehen bis heute, und auch der Evangelische Kirchenverband Köln und Region ist Teil der lokalen Arbeitsgruppe der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.

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Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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