Barbara Bannasch ist Kirchenmusikerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Zollstock. Am Tag des offenen Denkmals war die Organistin aber nicht allein mit ihrem Konzertabend „Zwischen Raum, Zeit und Ewigkeit“ in der Melanchthonkirche anzutreffen. Die Komponistin begeisterte zahlreiche Besuchende mit einer Führung durch Sakralbau und denkmalgeschütztes Gemeindezentrum.
Der 1891 in Köln gebürtige Architekt Theodor Merill („Ein Haus soll gleich wie eine Schale sein“) habe die Kirche im Stil des „Neuen Bauens“ entworfen. In diesem sei auch die umgebende Wohnsiedlung errichtet worden, so Bannasch. Die nach Westen ausgerichtete Melanchthonkirche gelte als einer der ersten mehrgeschossigen Sakralbauten in Deutschland. Sie verfüge über einen Kirchsaal im Obergeschoss und ein Gemeindezentrum im Erdgeschoss. Mit der Nutzung des zusätzlichen Untergeschosses konnte sie im Verlauf des Rundgangs durchaus verblüffen.
Eingeweiht wurde das Gebäude im Juni 1930. Später erst, 1936, erlangte der Pfarrbezirk Zollstock der Evangelischen Gemeinde Köln-Bayenthal seine Eigenständigkeit. Bannach machte aufmerksam auf eine durch Kriegszerstörung verursachte markante Veränderung des Erscheinungsbildes. Ursprünglich war der westliche Abschluss halbkreisförmig und nahm die sogenannte Feierkirche für Abendmahl, Konfirmation oder Taufe auf. Diese war verbunden mit der Predigtkirche und dem Gemeindesaal. Beim Wiederaufbau verzichtete man auf den separaten Raum. Der stattdessen auf rechteckigem Grundriss errichtete neue Anbau fungiert heute im Obergeschoss als Altarraum des Kirchsaales.
Das von Bildhauer Lambert Schmithausen in italienischem Nussbaum 1932 geschaffene Hauptportal im Osten zeigt im Zentrum den von Hilfesuchenden flankierten thronenden Christus. „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“, zitierte Bannasch die Inschrift nach Matthäus 11,28: „Das könnte ein Schlüssel sein zu der Mentalität dieser Kirchengemeinde.“ Viele Jahre sei im Zentrum werktäglich ein Mittagstisch für ältere Menschen angeboten, aber mangels Teilnehmerzahl irgendwann eingestellt worden. Dagegen bestehe bis heute die wöchentliche Ausgabe von gespendeten Lebensmitteln an einen Bedürftige.
Bannasch erläuterte das Raumangebot des Zentrums. Dessen Geschosse können seit 2001 barrierefrei mit einem Aufzug erreicht werden. Überraschendes präsentierte sie also im Keller: eine 70 qm messende Turnhalle. Diese sei der Sportbegeisterung in den 1920er Jahren geschuldet und werde unverändert genutzt.
Gemälde von „Banansprayer“ Thomas Baumgärtel
Durchgehende Kirchenbänke habe es in dieser Kirche nie gegeben, sondern stets eine Bestuhlung, so Bannasch. „Denn der Saal ist seit Beginn an nicht nur für den Gottesdienst verwendet worden.“ Den von der ersten Orgel überspannten Durchgang von der Predigt- zur Feierkirche habe man mit einem großen Vorhang verdeckt. Die Stühle seien umgedreht worden, sodass auf der in östlicher Richtung vorhandenen Bühne Veranstaltungen verschiedener Art verfolgt werden konnten. Ebenso habe der Kirchsaal für Versammlungen und Feste gedient.
Die Fragerunde thematisierte unter anderem das Gemälde, das den Reformator Philipp Melanchthon zeigt. Es habe 2022 als Dauerleihgabe einer Privatperson hier Einzug gehalten, erläuterte Bannach. Das Großformat des Namenspatrons der Kirche stamme von Thomas Baumgärtel, bekannt als „Banansprayer“. Tatsächlich hat es eine Banane auch in dieses Werk geschafft, eingearbeitet in den Gelehrtenhut.
Text: Engelbert Broich/APK
Foto(s): Engelbert Broich
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