Lesen erweitert nicht nur den eigenen Horizont, sondern das Sprechen über das Gelesene kann auch sehr unterschiedliche Menschen miteinander in Kontakt bringen. Deshalb wünschte sich die Evangelische Begegnungsgemeinde Köln schon lange einen Bücherschrank auf „ihrem“ Gelände.
Nun steht er – auf städtischem Gelände -, und zwar in einer Weise, die den Boden des Vorplatzes schont, mit einer Betonschicht unten im Schrank, die aufgefüllt wurde mit Sand zur Beschwerung. Denn in der Wachsfabrik traf Pfarrerin Susanne Zimmermann auf den Architekten Hans-Jürgen Greve, der sieben verschiedene Modelle für Offene Bücherschränke entworfen hat. Für die Begegnungsgemeinde kreierte er eine „Special Edition“ (angelehnt an das Modell „München“), die zu dem mit dem Kölner Architekturpreis ausgezeichneten Ensemble der Erlöserkirche passen sollte.
„Mein Freund, der Bücherschrank“
Als besonderes Detail verfügt dieser Bücherschrank über eine Vitrine, die kreativ gestaltet werden kann. „Die Farbe ist genau dem Mauerwerk der Erlöserkirche angepasst“, erklärte Greve. Auch das musste mit der Stadt Köln abgestimmt werden. Dank vieler Spenden aus der Kirchengemeinde und der Nachbarschaft, finanzieller Unterstützung durch die Stadt Köln und mehrerer Stiftungen konnte der Schrank mit Hilfe der Urban Life e.G. gebaut werden. Er ist Eigentum der Bürgerstiftung Köln. Paten sind die Nachbarschaftshilfe Kölsch Hätz und die Evangelische Begegnungsgemeinde Köln. Pfarrerin Susanne Zimmermann betonte: „Uns ist wichtig, dass der Platz belebt wird. Wir öffnen uns ins Quartier!“

Da bot das Gemeinde- und Nachbarschaftsfest genau den passenden Rahmen, um den Bücherschrank einzuweihen. Um den neuen Anziehungspunkt an der Erlöserkirche gebührend zu feiern, wurde vor und nach der Enthüllung gemeinsam gesungen, unter anderem ein Kanon mit dem passenden Titel „Mein Freund, der Bücherschrank“. Einen kleinen Vorgeschmack darauf, was sich rund um den Bücherschrank in Zukunft abspielen könnte, gab es ebenfalls. Zunächst bekamen die Gäste eine kurze Passage aus Hanns-Josef Ortheils Roman „Der Typ ist da“ zu hören, dann las Susanne Zimmermann aus dem Bestseller „Mutig sein“ der amerikanischen Bischöfin Mariann Edgar Budde. Schließlich kam auch der Lesenachwuchs auf seine Kosten, der gemeinsam mit Hannes Hinterberger das Buch „Mutig, mutig“ entdeckte. Dann durften die Kinder damit beginnen, den für sie reservierten unteren Bereich des Bücherschranks einzuräumen.
Ein „Wohnzimmer“ unter freiem Himmel
Architekt und „Bücherschrank-Aktivist“ Hans-Jürgen Greve wünscht sich den öffentlichen Raum um den Bücherschrank als eine Art „Wohnzimmer“ unter freiem Himmel, eine Erweiterung des Kirchenraumes, einen „Vorgarten des Veedels“ zusammen mit dem Garten Eden Projekt der Beet-Gruppe. Er betonte: „Das Wichtigste ist das Ehrenamt“ und hob hervor, dass ein Bücherschrank auch eine sehr demokratiefördernde Angelegenheit sei: „Wir stärken die Zivilgesellschaft!“
Ohne ehrenamtlichen Einsatz geht wirklich nichts: Eine 12-köpfige Bücherschrankgruppe kümmert sich nun darum, dass der Bücherschrank nicht mit veralteten oder inhaltlich bedenklichen Büchern bestückt wird. Zwei Verantwortliche übernehmen die Gestaltung der Vitrine.

Damit der neue Bücherschrank ein echter Ort der Begegnung werden kann, sind schon einige Veranstaltungen geplant: Bereits am Mittwoch, 21. Mai (17 Uhr), steht der Treff am Bücherschrank unter dem Motto „Der Bücherwurm empfiehlt“ (Bitte eigene Buchempfehlungen für Urlaub und Couch mitbringen!). Am Mittwoch, 4. Juni, um 10 Uhr sind Vorschulkinder zur Kindervorlese-Stunde am Bücherschrank mit Ela Saucke eingeladen. „Biblisches und Literarisches zur Sommerzeit“ (Mit Reisesegen am offenen Bücherschrank) steht am Freitag, 13. Juli, um 18 Uhr auf dem Programm und am Nikolaustag, Samstag, 6. Dezember, um 17 Uhr liest im Rahmen des Kulturformats „Köln liest im Advent!“ die Autorin Jasna Mittler aus dem Buch „Der heilige Erwin“.
Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke
Der Beitrag Ein Ort, der zum Lesen verführt: Lang ersehnter Bücherschrank an der Erlöserkirche eingeweiht erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.