„Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, verliert das Wundern.“ Mit diesem Gedanken rüttelte Pfarrer Sebastian Baer-Henney zusammen mit seiner Kollegin Pfarrerin Inga Waschke die Mitglieder der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region beim Abendmahlsgottesdienst am Samstagmorgen wach. Der Gottesdienst war der Auftakt der Verbandsvertretung, der Synode des Kirchenverbands. Waschke und Baer-Henney leiteten den Gottesdienst und predigten über Matthäus 19, 13–16.
Baer-Henney kritisierte die Versuche von Erwachsenen, alles verstehen zu wollen. „Wir wundern uns nicht mehr, sondern erleben Gott nur noch da, wo wir ihn suchen.“ Etwa beim Gottesdienst oder beim Tischgebet. „Ich habe Hunger nach Gott, aber verlernt, ihn zu stillen.“ Inga Waschke erinnerte sich an ihre Kindheit: „Meine Phantasie und mein Glaube hatten keine Grenze. Erwachsene kalkulieren und prognostizieren. Und haben Stress.“ Alle mögen für sich nach Antworten auf die Frage suchen, was ihnen in der Kirche Freude bereitet. „Was, wenn Jesus Christus die kindlichen Anteile in uns meint? Wenn wir die Arbeit in der Kirche tun, mit kindlicher Freude, werden andere neugierig. Und kommen zu uns.“
Zum Abschluss des Gottesdienstes zeichneten sich die Beteiligten gegenseitig ein Kreuz auf die Hand und sprachen einander zu, was Gott zuspricht: „Gott segne dich. Gott behüte dich. Gott leuchte dir.“ Mit diesem Segensritual zeigten die beiden auch einen Ausschnitt ihrer Arbeit als Pfarrerin und Pfarrer des Kölner Segensbüros Hätzjeföhl. Die musikalische Begleitung des Gottesdienstes übernahm Kartäuserkantor Thomas Frerichs.
Verbandsvertretung mit neuen Formaten und klaren Zielen
Stadtsuperintendent Bernhard Seiger eröffnete im Anschluss die Sitzung mit einer Vorstellung von sechs kleineren organisatorischen Veränderungen. In Zukunft soll es Zoom-Treffen der Kirchenkreise zur Vor- oder Nachbereitung der Sitzungen geben. Wahlvorgänge sollen – sofern rechtlich möglich – vereinfacht werden. Kandidierende und deren Vertretungen sollen sich künftig persönlich vorstellen. Tagesordnungspunkte werden von unterschiedlichen Personen aus dem Vorstand moderiert, und Rückfragen aus dem Plenum sollen mit einer Mikrophonassistenz erleichtert werden.
Erfolgreich verlief auf der Verbandsvertretung der Test des digitalen Wahlverfahrens „Votesup.eu“. Künftig können Delegierte per internetfähigem Endgerät bei Wahlen anonym abstimmen. Im November soll die Plattform bei den Vorstandswahlen regulär zum Einsatz kommen.
Klares Wort für Frieden und gegen rechte Tendenzen
Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen überbrachte die Grüße der Landeskirche und betonte die Wirksamkeit von Sprache: Kirche sei der Ort, an dem Worte Wirklichkeit schafften. Das fange bereits mit der Schöpfungsgeschichte an, in der es heiße „Gott sprach“, und das Wort sei zum guten Werk geworden. Die Kirche habe die Aufgabe, wach zu sein und ständig dem Frieden das Wort zu reden, als dass auch dieses Wort ein gutes Werk werde.
In einem Manifest (Download hier) positionierten sich die Bildungseinrichtungen des Kirchenverbands, das Diakonische Werk Köln und Region und das Jugendreferat klar gegen rechte Tendenzen. Daniel Drewes, Geschäftsführer des Jugendreferats, stellte die kommende Social-Media-Kampagne vor: „Wir werden Poster mit 14 Punkten in unseren Einrichtungen aufhängen. Dazu wird es eine Social-Media-Kampagne geben: 14 Gesichter, 14 Botschaften, eine Positionierung.“
80 Jahre Öffentlichkeitsarbeit – mit Blick in die Zukunft
Unter dem Punkt „Aussprache über die schriftlichen Jahresberichte“ präsentierte Sammy Wintersohl die Arbeit der Einrichtung „Presse und Kommunikation“. Seit 1946 gibt es eine evangelische Pressestelle in Köln. Heute betreut die Einrichtung 51 Kirchengemeinden in vier Kirchenkreisen mit rund 220.000 Mitgliedern. Die Öffentlichkeitsarbeit soll dabei übergemeindlich organisiert, aber immer auch vor Ort in den Gemeinden lokal unterstützt werden. „Wir sind für Sie Servicestelle“, wandte sich Sammy Wintersohl an die Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden. Der Verband habe die Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit übergemeindlich organisiert. Neben Social-Media-Auftritten, mit mehr als 5.000 Follower auf Facebook und knapp 2.000 auf Instagram, wurde eine Medienreichweite in der klassischen Presse von 60,5 Mio. Kontakten im Jahr erzielt.
Aktuell wird ein Pilotprojekt zur Mitgliederbindung getestet: Jüngere Kirchenmitglieder erhalten personalisierte Briefe ihrer Gemeindepfarrpersonen mit QR-Codes auf eigens für die Kampagnen erstellten Internetseiten auf der Domain www.kirche.me. Insgesamt sechs Kampagnen mit rund 40.000 Postsendungen wurden im Auftrag von sechs Pilotgemeinden verschickt. Die Kampagnen hat der Arbeitskreis Mitgliederbindung entwickelt, der von der Pressestelle geleitet wird. Ein Team der CVJM-Hochschule in Kassel wird das Pilotprojekt im Laufe des Jahres evaluieren, der Vorstand des Kirchenverbands wird das Ergebnis bewerten und im November den Mitgliedern der Verbandsvertretung eine Vorlage präsentieren, um über das weitere Vorgehen im Sachen Mitgliederkommunikation zu entscheiden.
Auch bei Fusionen und Website-Relaunches bietet die Pressestelle Unterstützung. Derzeit betreut sie rund 100 Internetseiten. Geplant sind ein Newsletter für Presbyterien mit dem Titel „EKV-Intern“. Dieser wird quartalsweise erscheinen. Außerdem testet die Pressestelle den Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz. „Wir sehen die KI im Moment wie einen guten Praktikanten, dem man aber genau auf die Finger schauen muss“, so Sammy Wintersohl. Zudem wird ein Marketingkonzept erarbeitet.
Campus Kartause: Im Zeit- und Kostenrahmen
Stadtsuperintendent Bernhard Seiger berichtete über den Baufortschritt des Campus Kartause. Neue Sonderprojekte sind hinzugekommen: Aus dem Holz gefällter Bäume werden Hocker für den Raum der Stille erstellt. Ein Glockenspiel mit fünf Klangkörpern soll an der Decke des Durchgangs installiert werden – als Symbol für die fünf Bildungsreinrichtungen. Für die Finanzierung startet ein Fundraisingprojekt. Der ursprünglich mit Beton geplante Brunnen wird nun aus Naturstein und in größerer Ausfertigung mit einem weiteren begehbaren Auffangbeckengefertigt, was die Kosten von 110.000 Euro auf 340.000 Euro erhöht. „Das können wir nicht bezahlen. Wir brauchen Sponsorenmittel. Darum werde ich mich persönlich kümmern“, sagte Bernhard Seiger. Spenden in Höhe von 65.000 Euro wurden bereits gesammelt. Der Brunnen wird ein zentraler Anziehungspunkt auf dem Campusplatz werden.
Bernhard Seiger freut sich, dass der Campus Kartause nach dem heutigen Stand genau nach Plan fertiggestellt wird. Das gilt für die Bauzeit wie für die Kosten. Anhand zahlreicher Fotos berichtete Seiger über den Baufortschritt. Im September ist Richtfest. Die Gewerbemietverträge werden im Herbst dieses Jahres unterzeichnet. Die Wohnungen sollen im ersten Halbjahr 2026 vermietet werden. Es gebe eine hohe Nachfrage. „Wir sind auf Kurs“, resümierte der Stadtsuperintendent.
Schließung des Hauses Wiesengrund beschlossen
Bernhard Seiger informierte auch über die geplante Schließung des Tagungshauses Wiesengrund zum 30. September 2026. Gründe sind Personalmangel, die mangelnde Wirtschaftlichkeit, fehlende ÖPNV-Anbindung und hoher Sanierungsbedarf. Eine klimagerechte Umrüstung sei nicht finanzierbar. Der Stadtsuperintendent würdigte die Leistung von Jürgen Lauff, der im Jahr 2026 in Ruhestand geht, und seinem Team ausdrücklich. Trotz großer Bemühungen habe sich die finanzielle Lage nicht verbessern lassen. Angesichts der zurückgehenden zur Verfügung stehenden Steuermittel und der weiterbestehenden Pflichtaufgaben des Verbandes seien Investitionen in Millionenhöhe zu einer sehr aufwändigen energetischen Ertüchtigung nicht vertretbar.
Personalia
Als stellvertretende Mitglieder des Verbandsvorstands wurden gewählt: Jörg Krautmacher (Ehrenfeld) als Stellvertreter für Dr. Alfred Paulick (Pulheim), Sebastian Wolfram (Weiden/Lövenich) als Stellvertreter für Carolo Mischak-Struckmann, Jörg Schröder (Flittard/Stammheim) als Stellvertreter für Christoph Stappert (Bergisch Gladbach), Annette Ludolphy (Rath-Ostheim) als Stellvertreterin für Joachim Ruppersberg und Manguele Fokuhl (Porz) als Stellvertreterin für Hartmut Melenk (Höhenhaus).
Die Verbandsvertretung
Die Verbandsvertretung ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit Gemeindegliedern im Rhein-Erft-Kreis, in Köln, im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Oberbergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger geleitet. Die nächste Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region findet am Freitag, 21. November 2025, um 16:00 Uhr statt.
Text: Stefan Rahmann
Foto(s): stefan Rahmann / APK
Der Beitrag Campus Kartause weiterhin voll im Plan bei Bauzeit und Kosten – Nachrichten von der Frühjahrstagung der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.