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Woche der Diakonie: Drei Jahre nach der Flut – Fortdauernde Herausforderungen und Unterstützung – Interview mit Andrea Schnackertz

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Die bevorstehende Aktionswoche vom 8. bis 16. Juni 2024, die unter dem Motto #einefüralle steht, stellt eine tolle Gelegenheit dar, diakonischen Angebote der Region kennenzulernen. Eröffnet wird die Woche der Diakonie am 8. Juni im Rahmen der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd und findet ihren Abschluss am 16. Juni 2024. Während dieser Aktionswoche sind Sie herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen von Diakonie und Kirche teilzunehmen.

Das vollständige Programm zur Woche der Diakonie können Sie hier herunterladen.

Neben der Schuldnerberatung ist die Flutkatastrophe eines der beiden Hauptthemen der Woche. Wir sprachen mit Andrea Schnackertz, der Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung von „Mobile Beratung Hochwasserhilfe“ der Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH über den Beginn der Arbeit der Hochwasserhilfe bis heute.

Warum ist dieses Thema Ihrer Meinung nach immer noch von großer Bedeutung?

Andrea Schnackertz: Es gibt nach wie vor Flutbetroffene, die noch nicht in ihren Häusern leben können, bzw. bei denen der Wiederaufbau noch nicht abgeschlossen ist. Die Menschen sind weiterhin mit den Förderanträgen des Landes NRW beschäftigt, zumal nach der aufwendigen Antragstellung der bürokratische Akt in Form von Nachweisen für die Abrechnungen viel Zeit und Nerven kostet. Darüber hinaus werden weiterhin Spendenanträge gestellt, da die Landesförderung nicht alle Kosten abdeckt. Das Trauma einiger Betroffener tritt auch knapp drei Jahre nach der Flut deutlich zutage, vielleicht auch, weil die meisten Wiederaufbauarbeiten erledigt sind und einige danach in ein Loch fallen. Weitere Starkregenereignisse verstärken die Besorgnis und triggern das Gefühl des Ausgeliefertseins.

Als Diakonie waren Sie unter den ersten, die vor Ort geholfen haben. Welche Maßnahmen haben Sie zunächst ergriffen und welche folgten später?

Andrea Schnackertz: Das Mobile Hochwasserhilfeteam des Diakonischen Werk Köln und Region ist seit Januar 2022 im Einsatz, zunächst nur mit einer vollen Stelle und seit August 2022, bzw. November 2023 mit zwei weiteren halben Stellen. Wir unterstützen die Menschen im Rahmen der notwendigen Maßnahmen zum Wiederaufbau: Antragstellungen beim Land, Spendenakquise, Erstellung von Verwendungsnachweisen und Psychosoziale Unterstützung in Form von Beratungsgesprächen bzw. Gruppenarbeit. Wir organisieren Informationsveranstaltungen zum Thema Hochwasserschutz, Versicherung, Trauma-Beratung etc.

Wie ist der aktuelle Stand der Betroffenen?

Andrea Schnackertz: Man kann nicht von einem allgemeinen Stand aller Betroffenen sprechen. Die meisten sind bei den vielen Starkregenereignissen weiterhin in Sorge vor einer erneuten Katastrophe. Einige Betroffene haben sich neben den finanziellen Unterstützungen auch Hilfe im Bereich psychosozialer Angebote gesucht. Wir gehen davon aus, dass es nach wie vor Flutbetroffene gibt, die noch keine Hilfen in Anspruch genommen haben, und bemühen uns, unser Beratungsangebot weiter zu verbreiten. Der private Hochwasserschutz hat Mitte des vergangenen Jahres deutlich an Bedeutung gewonnen, zumal es auch für einzelne Maßnahmen eine finanzielle Unterstützung des Landes NRW für die Flutbetroffenen gibt. Auch hierbei unterstützen wir immer noch zahlreich.

Was können die Besuchenden des Termins erwarten? An wen richten sich die Veranstaltungen?

Andrea Schnackertz: Unser Projekt „Wanderausstellung gegen das Vergessen“ dient zum einen Teil der persönlichen Verarbeitung des Verlusts. Die Idee dazu stammt von einer Teilnehmerin einer unserer Gesprächsgruppen. Wir möchten diese Arbeiten aber auch dafür nutzen, allen Interessierten dieses Thema näherzubringen. Man kann nicht alles, was die Flut vernichtet hat, wiederbeschaffen. Es sind unzählige persönliche Gegenstände vernichtet worden, die einen großen Schmerz bzw. eine Lücke hinterlassen haben.

Text: APK/Andrea Schnackertz
Foto(s): Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH/Andrea Schnackertz

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