„Wir werden heute reich gesegnet hier hinausgehen“, stellte Pfarrer Torsten Krall zu Beginn des Einführungsgottesdienstes der neuen Kasualagentur in der Kartäuserkirche fest. In diesem führte der Superintendent des Ev. Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch Pfarrerin Inga Waschke und Pfarrer Sebastian Baer-Henney in die Leitung des Segensbüros ein. So lautet der Arbeitstitel dieses neuen Arbeitszweiges des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Dessen Einrichtung hat die Verbandsvertretung im Sommer 2023 beschlossen.
Kasualien sind kirchliche Amtshandlungen aus besonderem Anlass. So zielt auch die neue Kasualagentur darauf ab, Menschen in Köln und der Region auf vielfältige und angemessene Weise durch Rituale und Segen während bedeutsamer Meilensteine ihres Lebens zu begleiten. Dazu zählen zentral die Taufe, Trauung und Bestattung. Doch auch „sehr persönliche Situationen und biografische Stationen“ sollen begleitet werden. Die Kölner Einrichtung, deren Standort sich aktuell im Haus der Evangelischen Kirche befindet, wird als Servicestelle für interessierte Menschen erreichbar sein. Sie soll informieren, eigene Kasualfeiern planen und durchführen. Sie soll gemeindliche Angebote vermitteln und vernetzen sowie kirchliche Kasualien und liturgische Formen kontinuierlich weiterentwickeln.
In seiner anschaulichen Ansprache bezog sich Torsten Krall auf das Buch Genesis, Kapitel 32. „Jakob kämpft im Geiste mit seinem Bruder Esau, kämpft im Geiste mit sich und kämpft am Ende mit Gott.“ Gott habe mit Jakob gerungen, der Auseinandersetzungen lieber vermiede habe. „So lange, bis es nicht mehr anders geht“, stellte Krall fest. „Dann muss er kämpfen.“ Jakob machte etwas aus der Sicht des Superintendenten etwas Geniales. In der Überlieferung sagte Jakob zu Gott: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“. Diese Aussage bringt es für den Prediger auf den Punkt: „Jakob nutzt die Gelegenheit und ringt Gott einen Segen ab.“
„Das finde ich eine wunderbare Geschichte für den Anfang eines Segensbüros, einer Kasualagentur“, sagte der Superintendent weiter. Jakob nehme die Gelegenheit der Begegnung mit Gott wahr, um sich einen Segen abzuholen. „Und nichts anderes macht ihr auch“, wandte er sich an Inga Waschke und Sebastian Baer-Henney. „Ihr schafft Gelegenheiten, dass Menschen sich einen Segen abholen“, sagte Torsten Krall. „Ihr schafft Gelegenheiten, dass Menschen mit Gott in Kontakt kommen, ihm nahe kommen, dass Gott Menschen segnen kann.“ Und sie würden auch Gelegenheiten schaffen, dass Menschen sich untereinander nahe kommen und gegenseitig segnen können.
„Das ist schön und leicht, aber auch, wie in unserer Geschichte, ernst und tief“, erinnerte Superintendent Krall an das Popup-Hochzeitsfest „Vielfalt feiern“ im August letzten Jahres rund um die Christuskirche am Stadtgarten. „Da war viel Leichtigkeit dabei.“ Aber man habe auch gemerkt, „dass Menschen gespürt haben, dass es hier um etwas geht. Hier begegne ich meiner Partnerin, meinem Partner noch mal ganz anders. Hier begegne ich Gott. Das Gefühl, da passiert etwas ganz Nahes. Und das wird bleiben.“ Die Geschichte Jakobs sei ein Symbol dafür, das etwas über einen Augenblick hinaus bleibe.
„Es geht um etwas, das bleibt!“, sagte Torsten Krall weiter. Bei Esaus Umarmung von Jakob, „der gerade die intensivste Gottesbegegnung hatte“, sage dieser: „Jetzt habe ich Gott auf deinem Angesicht gesehen.“ Genau das, schloss Pfarrer Krall seine Ansprache, „dass Menschen im Angesicht des anderen Gottes Angesicht sehen, das wünschen wir euch und dafür senden wir euch in diese Welt hinaus.“ Und so segnete der Superintendent die beiden und wünschte ihnen Mut zum Aufbruch und ein offenes Ohr für die Menschen, die ihnen begegneten.
Das Segensbüro ist auf fünf halbe Stellen ausgelegt. Mit Inga Waschke und Sebastian Baer-Henney ist die Leitung nun besetzt. „Die Dritte im Bunde ist Katrin Höffer“, bat Baer-Henney die Grafik-Designerin nach vorne. Man hoffe, dass bei der weiteren Auswahl der Kolleginnen und Kollegen Gottes Geist noch zwei Mal ebenso glücklich die Hand führe. „Wir sind ein multiprofessionelles Team“, sprach der Pfarrer von einem Miteinander auf Augenhöhe. Zuvor von Krall gesegnet, segneten nun die beiden Leitenden Katrin Höffer.
Bevor schließlich alle Anwesenden eingeladen wurden, sich begleitet vom musikalischen Spiel des Organisten Deniz Yücel von den zwei Pfarrern und der Pfarrerin segnen zu lassen, erläutertet Inga Waschke ihre Sicht auf Segen. „Als Christinnen und Christen glauben wir, dass wir für Wachstum und Widerstandskraft nicht nur Regen und Sonne, sondern auch Gott brauchen. Den Schöpfergott, der uns und unsere Welt erschaffen hat.“ Dieser Gott ermögliche Leben, Fruchtbarkeit und Wachstum. „Segen ist etwas Unverfügbares, weil er von Gott ausgeht. Segen ist etwas Bedingungsloses. Segen ist der ausgesprochene Wunsch: Ich wünsche Dir, dass es dir gut geht.“
„Segen ist ein Vertrauenswort“, sagte Inga Waschke weiter. „Ich segne dich – das heißt, ich vertraue dich Gott an.“ Was auch immer passiere, man werde von Gott begleitet. Der einander zugesprochene Segen sei ein Vertrauensgebet, eine liebevolle Bitte an Gott um alles Gute in der Welt. „Ich bitte dich, dass du bei ihr und ihm bist.“ Segen erinnere „daran, dass ich nicht alleine bin. Er lässt mich innerlich ein bisschen golden strahlen, weil ich ein Kind Gottes bin“.
Im Anschluss segneten Torsten Krall, Inga Waschke und Sebastian Baer-Henney alle Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes, die dies wünschten. So gaben sie schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was die Kasualagentur in Zukunft sein möchte: eine Vermittlerin zwischen Menschen und der evangelischen Kirche in Köln und Region, die hilft, dass alle Interessierten, einen Segen in besonderen Lebenslagen erhalten können.
Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich
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