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Unsere Archivale für Dezember: Weihnachtspredigt von Pfarrer Georg Fritze 1937

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Der rote Pfarrer von Köln, unter diesem Namen ist Georg Fritze weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. 1916 kommt der gebürtige Madgeburger ins Rheinland und übernimmt eine Pfarrstelle in der evangelischen Gemeinde Köln. 1919 tritt er in die SPD ein und setzt sich für die Belang religiöse Sozialisten ein. Dies bringt ihm immer wieder Kritik ein. 1933 als die Mehrheit im Presbyterium seiner Gemeinde die Deutschen Christen bilden, treten Konflikte und Schwierigkeiten immer mehr in den Vordergrund. Insbesondere Fritzes offen geäußerte kritische Haltung gegenüber der nationalsozialistischen Ideologie, die in seinen Augen nicht vereinbar ist mit den christlichen Werten und seiner Weigerung einen Eid auf Hitler zu schwören, führen  letztendlich zum Bruch mit dem Presbyterium und zur Entlassung Fritzes aus seinem Amt (1938).

Während seiner Amtszeit veröffentlicht Fritze immer wieder Artikel in verschiedenen Zeitschriften und hält öffentliche Vorträge bspw. im Gürzenich, die immer gut besucht sind. Er äußert sich kritisch zum   Zeitgeschehen und verweist immer wieder auf die Unvereinbarkeit mit dem christlichen Glauben.

Zu Weihnachten 1937 hält Fritze eine Predigt, die unter dem Bibelwort Jes. 9,1,5 steht „Das Volk, das im Finstern wandelt (…)“. Für Fritze ist damit nicht ein bestimmtes Volk zu einer bestimmten Zeit gemeint wie bspw. das russische Volk, das gegenwärtig (1937) unter den Gräueltaten der Bolschewiki zu leiden hat, die tausende von Menschen verfolgen und hinrichten. Im Deutschen Reich werden zur gleichen Zeit Gräueltaten an Juden, politischen Gegnern und potentiellen Regimegegnern verübt. Sie werden verfolgt, verhaftet, in Konzentrationslager verschleppt und ermordet.

Aus dieser Finsternis, so Fritze, weißt Gott durch die Geburt Jesu zu Weihnachten den Weg. Die Menschen sollen sich der Botschaft Gottes öffnen und erkennen, dass Gott allein Kraft, Rat und Frieden bedeutet. Keine Versprechungen bspw. Wohlstand und Macht, die durch Ideologen der Bevölkerung versprochen werden, können zu einem guten Leben führen. Nur die Treue, das Vertrauen und die Liebe Gottes können den Menschen frei machen.

Der Einsatz und Kampf für die christlichen Werte gegen das NS Regime haben bereits engagierte Pfarrer wie Martin Niemöller ins Konzentrationslager gebracht. Der unermüdliche Einsatz dieser Menschen für die christliche Botschaft soll Zeugnis davon ablegen, dass die „Gemeinschaft mit Gott“ in seiner Gnade begründet ist und nicht von außen zerstört werden kann. Fritze appelliert an die Zuhörenden vor dem begangenen Unrecht nicht die Augen zu verschließen bzw. sich von den Illusionen blenden zu lassen, sondern das Unrecht zu erkennen und für christliche Werte einzustehen, so dass die Tyrannei überwunden werden kann.

Georg Fritze erlebt den Beginn des Zweiten Weltkrieges und das Ende des Dritten Reiches nicht. Er stirbt am 03.01.1939.

Die Archivale wird im Haus der evangelischen Kirche im Original ausgestellt. Kommen Sie gerne vorbei. Gerne stellt Ihnen das Team des Archivs des EKV weitere Materialien zu bspw. Georg Fritze oder Kirchenkampf für eigene Recherchen zur Verfügung.

Bestand NL G. Fritze, Nr.5

Eine Übersicht der vergangenen Artikel finden Sie hier:

Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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