„Lieber Gott als nochmal Jesus“, so heißt das neu erschienene Buches von Ilja Richter. Am Donnerstag, 7. November, 16.30 Uhr, kommt der lebens- und bühnenerfahrene Autor und Sohn eines jüdischen Vaters aus Berlin nach Köln in die Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, zu einer Lesung. Dem Publikum wird er dann seine Ansage erklären und damit seinen ernsthaften Humor und seine ebenso ernsthaften Gedanken vorstellen. Wenn Theologisches, Humorvolles und satter Pianoklang zusammenkommen, da bleibt kein Auge trocken. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung der Melanchthon-Akademie kostet 10 Euro. Eine Anmeldung ist erwünscht.
Ilja Richter spricht im Interview über Musik, Schreibblockaden und Humor:
Wo haben Sie hauptsächlich geschrieben?
Ilja Richter: Meine Heimat lag früher in der Bewegung: Ich schrieb viel in Zügen. Mein neues Buch ist eine Reise zu mir selbst – also schrieb ich es zu Hause.
Gibt es bestimmte Elemente der Umgebung, die Ihre Kreativität inspiriert haben, lief zum Beispiel Musik?
Ilja Richter: Musik läuft bei mir nur nach der Arbeit, nie währenddessen. Ich mag keine „Berieselung:“ Ich schrieb mein Buch in aller Stille. Ein Jahr lang. Sporadisch.
Welche Reaktionen erhoffen Sie sich vom Publikum auf Ihre Lesung und auf das Buch im Allgemeinen?
Ilja Richter: Gute Unterhaltung will ich machen. Ich weiß nicht, ob ich Gott mit meiner „Beichte“ zum Lachen bringen kann; ich bin schon mit einem Lächeln im Publikum glücklich.
Hatten Sie schon einmal Schreibblockaden?
Ilja Richter: Schreibblockaden kenne ich nicht, mein Problem ist eher Zeitmangel. Diesmal nahm ich mir mehr Zeit.
Welche Rolle spielt Humor in Ihrer Auseinandersetzung mit religiösen Themen?
Ilja Richter: Wer viele Witze abfeuert, muss nicht unbedingt Humor haben. In meinem Buch finden Sie nur einen, dafür aber viel Humor, glaube ich! „LIEBER GOTT ALS NOCH MAL JESUS“ ist keine Predigt, sondern „fast eine Beichte.“ Allein dieser Untertitel geht von einer Barrierefreiheit aus. Geschichten zwischen Kreuz und Davidstern. Genau dazwischen finden Sie mich – wohnhaft auf einem Bindestrich.
Ilja Richter
lja Richter begann seine Bühnenlaufbahn bereits mit neun Jahren. Einem breiten Publikum wurde er in den siebziger Jahren vor allem durch „disco“ (ZDF) bekannt. Ab seinem dreißigsten Lebensjahr wandte er sich vorwiegend dem Theater zu – mit einem breiten Spektrum von „Hello, Dolly!“ bis zu „Richard III.“ Seit einigen Jahren ist er vorwiegend mit seinen Soloprogrammen und Lesungen auf der Bühne zu erleben. Nach zahlreichen CD- und Radioproduktionen wurde er in der Kategorie „Bester Interpret“ für den Deutschen Hörbuchpreis 2024 nominiert (Karel Čapek: „Der Krieg mit den Molchen“, DAV; Longlist).
„Lieber Gott als nochmal Jesus“
„Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn.“ Dieser schillernde Satz des britischen Schriftstellers Julian Barnes gab Ilja Richter den Anstoß, sich auf die Suche nach der eigenen Zugehörigkeit und Identität zu machen – mal ernst und sehr persönlich und dann auch wieder heiter-humoristisch. Dabei nimmt er uns mit auf (s)eine Suche nach religiöser Heimat „zwischen Kreuz und Davidstern“: als Sohn einer jüdischen Mutter, die den Naziterror überlebt hat, und eines kommunistischen Vaters, selbst aufgewachsen ohne konfessionelle Verankerung oder Traditionen, vom protestantischen Religionsunterricht abgesehen.
Die Suche vollzieht sich in den unterschiedlichsten Formen: in Geschichten von bitterer Komik, in pointierten Dialogen und Sketchen, in tatsächlich geführten Interviews (u. a. mit Gregor Gysi), aber auch in kleinen Essays über Religion im Werk einiger zeitgenössischer Schriftsteller oder in Betrachtungen über persönliche Erlebnisse und Erfahrungen. Thematisch geht es dabei um Väter und Söhne, um Glauben, Gott und Jesus und um die eigene Position zwischen Judentum und Christentum – fernab aller Disco-Klischees.
Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): Hannes Caspar
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