Du betrachtest gerade Himmlische Klänge im Altenberger Dom: Bachs Weihnachtsoratorium berührt Herzen und spendet Trost

Himmlische Klänge im Altenberger Dom: Bachs Weihnachtsoratorium berührt Herzen und spendet Trost

  • Beitrags-Kategorie:EKV

Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach vor der beeindruckenden Kulisse des Altenberger Domes hören zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes. Für unzählige Menschen gehören die sechs Kantaten voller wunderschöner Klänge, der Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas folgend, fest zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit. Und so nimmt es nicht Wunder, dass die beiden Konzerte, zu denen die Domkantorei Altenberg, das Consortium Musica Sacra Köln sowie als Solistinnen und Solisten Jana Baumeister (Sopran), Susanne Gritschneider (Alt), Cornel Frey (Tenor) und Valentin Ruckebier (Bass) unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner eingeladen hatten, schnell restlos ausverkauft waren.

Trost spenden und Mut machen

Am vierten Wochenende Advents kamen die Zuhörenden so in den Genuss eines prachtvollen Eingangschores, der mit seinem „Jauchzet, frohlocket“ aktuelle Sorgen kurz vergessen ließ. Denn gerade dieses Wochenende wurde überschattet durch die Tragödie in Magdeburg – ein Anschlag mit mehreren Todesopfern und unzähligen Verletzten. Darauf bezugnehmend sagte Pfarrerin Claudia Posche in ihrer Begrüßung: „Johann Sebastian Bach hat für uns das Wunder der Heiligen Nacht in himmlische Klänge gefasst, die Trost spenden und Mut machen.“ Gott wolle die Welt ins Licht drehen, der Heiland sei mitten unter uns, auch in Zeiten der größten Sorge, versicherte sie.

Chor, Solistinnen und Solisten wie auch das Consortium Musica Sacra unterstrichen diese Zusicherung. Wer die Solostimmen von seinem Platz aus beobachten konnte, erhielt den Eindruck, dass sie sich die Worte voller Genuss auf der Zunge zergehen ließen. Es lag ungemein viel Gefühl in den Arien und Rezitativen des Evangelisten (Cornel Frey), die, allesamt eingebettet in den großartigen, samtig-feinfühligen Chorklang von mehr als 100 Sängerinnen und Sängern, darunter Thomas Taxacher, katholischer Pfarrer am Altenberger Dom und der katholische Domkantor Rolf Müller, größte Weihnachtsfreude vermittelten. Mit dem Jubel der Musik des Consortium Musica Sacra wurde das Oratorium zu einem klangvollen Gesamtkunstwerk.

Es war nur folgerichtig, dass es nach beiden Konzerten – am Samstag wurden die Teile I bis III aufgeführt, am Sonntag die Teile IV bis VI sowie noch einmal Teil I – minutenlangen Beifall und begeisterte Gratulationen für die Mitwirkenden gab. Zumal die Aufführung des Weihnachtsoratoriums auch einen Abschied markierte.

Denn Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner wird im kommenden Mai in den Ruhestand gehen, seine Stelle wird nicht komplett neu besetzt. Wie Pfarrerin Claudia Posche ankündigte, wird es aber ein klangvoller Abschied sein. Unter anderem dirigiert der Musiker im Mai Guiseppe Verdis „Requiem“ als Abschiedskonzert und gestaltet zudem eine Orgelnacht. Aber es ist eben doch ein Abschied, obwohl Andreas Meisner zusichert, er wünsche sich, weiter als Organist tätig werden zu können. Zum 25. Mal führte die Domkantorei das Bach‘sche Oratorium nun unter seiner Leitung auf, insgesamt 27 Jahre hat Andreas Meisner den Chor dirigiert. In dieser Zeit ist die Domkantorei auf mehr als 100 Mitglieder angewachsen, die zum Teil weite Strecken zur Probenarbeit auf sich nehmen. Eine Tatsache, die der Musiker lachend mit „Vielleicht meckere ich nicht genug!“ kommentiert.

„Für mich entsteht die Weihnachtsfreude, wenn ich das Oratorium gehört habe“

Für ihn sei das Weihnachtsoratorium, mit seiner regelmäßig wiederkehrenden Probenarbeit ab Anfang November, nie zur Routine geworden, berichtet er: „Es ist immer neu und frisch, erzeugt jedes Mal Gänsehaut. Niemand hat die Weihnachtsgeschichte so wunderbar vertont wie Bach.“ Die Musik berühre jeden Menschen, sei er gläubig, angehörig egal welcher Religion, oder glaubenslos. „Für mich entsteht die Weihnachtsfreude, wenn ich das Oratorium gehört habe“, war Andreas Meisner sich mit vielen Konzertbesuchenden einig.

Und dann lag da noch eine Besonderheit in diesen beiden Konzerten. Die Domkantorei konnte in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen feiern. Gegründet zunächst durch Kirchenmusiker Johannes Eschen als Evangelischer Kirchenchor Altenberg, wuchs der Chor zügig. Vor allem junge Leute schlossen sich Anfang der 1950er Jahre an. 1972 änderte sich der Name des Chores in Domkantorei. 1975 wurde das Weihnachtsoratorium zum ersten Mal im Altenberger Dom aufgeführt, unter der Leitung von Kirchenmusiker Volker Hempfling, auch damals schon vor ausverkauften Plätzen. 1998 übernahm Andreas Meisner die Leitung, den die Altenberger schon seit 1985 als Domorganisten kannten. Der Chor faszinierte das Publikum mit großen Werken der Kirchenmusik wie dem „Requiem“ von Hector Berlioz, wuchs weiter zu einer Gemeinschaft zusammen, die bei ihren Auftritten positive Energie ausstrahlt.

Eine Stimme aus dem Chor beschreibt das Gefühl, Teil der Domkantorei zu sein, so: „Beim Singen bin ich manchmal dem Himmel ein Stück näher. Das Singen im Altenberger Dom ist großartig.“

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

Der Beitrag Himmlische Klänge im Altenberger Dom: Bachs Weihnachtsoratorium berührt Herzen und spendet Trost erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.