Wenn ein bunt geschmückter Baum Abraham heißt, der Bischof Nikolaus von Myra in die Kölner Südstadt kommt und das Stimmengewirr nach Gemütlichkeit klingt – dann ist Nikolausfeier im Vringstreff im Severinsviertel. Die Begegnungsstätte Vringstreff im Severinsviertel ist noch bis September 2025 Empfänger der Diakoniespende des Kirchenverbandes Köln und Region. Bis zu einer Summe von 100.000 Euro verdoppelt der Kirchenverband die Summe.
Die Feier, zu der in diesem Jahr rund 65 geladene Gäste kamen, hat eine lange Tradition. Und sie ist jedes Jahr aufs neue Anlass großer Vorfreude. Traditionell eingeläutet wird der gemeinsame Nachmittag mit dem gemeinsamen Singen. Diesmal, und das auch nicht zum ersten Mal, war dabei wieder Musiker Tom Words mit von der Partie. Er wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft des Vringstreff und erinnert sich gerne und breit lächelnd an sein allererstes Unplugged-Konzert, denn das fand in der Begegnungsstätte statt. Seitdem war er oft als Musiker zu Gast, manchmal mit seiner Tochter Céline, die Geige spielt. „Sie war ganz traurig, dass sie diesmal zur Nikolausfeier nicht kommen konnte“, berichtet der Musiker. Er sieht den Vringstreff auch für sich als „Backup“, denn er ist der Meinung: „Wir können alle ganz schnell mal in Not geraten. Dann ist es gut, wenn wir eine Anlaufstelle haben.“ Manchmal komme er mittags zum Essen, erzählt er. Die Menschen seien sympathisch und authentisch: „Das mag ich sehr.“
Die Botschaft von Weihnachten heißt ,Frieden auf Erden‘
Ja, und dann ist es Zeit für den Besuch von Bischof Nikolaus: Er schreitet am schön geschmückten Weihnachtsbaum, genannt Abraham, vorbei, der dank der katholischen Jugend Chlodwigplatz im Vringstreff steht. Er übergibt seinen Bischofsstab zu treuen Händen, rückt den Bart zurecht und hält eine Rede, in der immer wieder das Wort „Menschlichkeit“ mitklingt. Mit Blick auf den Vringstreff betont er: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“ Dazu lobt er Ben Hameleers Küche und den tollen Service von Jasmin und Michellé, die immer die Geduld behalten und mahnt: „Haltet die Menschen in Ehren. Behandelt auch Menschen in Not mit Respekt, die Botschaft von Weihnachten heißt ,Frieden auf Erden‘.“ Dass der Vringstreff ein einladendes Haus bleibe, wünsche er sich von Herzen. Nachdem dann die Tüten mit den Leckereien verteilt sind, verabschiedet der freundliche Bischof sich – um kurze Zeit später als Pastor Johannes Quirl mit lachenden Augen wieder aufzutauchen. Er ist einer der Gründer der Begegnungsstätte, war bis zum Sommer tätig an St. Severin und viele Jahre im Vorstand des Vringstreff e.V.. Er schaut sich im gut besetzten Bistro um und freut sich: „Wenn ich hier als Nikolaus auftauche, sehe ich in erwachsene Kinderaugen. Das ist wunderbar.“ Es sei den Gästen bei der Feier wichtig, das Gefühl zu haben: Der Nikolaus sieht auch mich. „Das ist eine besondere Art der Wertschätzung“, ist der Theologe überzeugt.
Für Michael, der heute als Gast dabei ist, steht die Nikolausfeier jeweils fest im Kalender. Der 58-Jährige hat schwere Zeiten hinter sich, kam vor rund 13 Jahren aus Hamburg nach Köln, nachdem ihn ein schlimmer Schicksalsschlag getroffen hatte. „Ich war letzten Endes obdachlos, ohne Papiere, komplett am Boden und habe über das Projekt ,Housing first‘ des Vringstreff wieder eine Bleibe in Porz gefunden“, berichtet er. Bei seinen Besuchen im Vringstreff wandert er quasi von Umarmung zu Umarmung, denn er hat hier im Service gearbeitet und ist noch immer regelmäßig da. „Das alte Team wiederzusehen, ist schön und auch meine Freunde hier zu treffen, genieße ich sehr.“
Und so geht der Nachmittag schnell vorbei. Es wird geplaudert bei Kaffee und Kuchen, es wird viel gelacht und die Freude, sich in dieser entspannten Atmosphäre zu sehen, ist einfach riesig.
Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl
Der Beitrag Diakoniespende 24/25: Nikolausfeier im Vringstreff – „In erwachsene Kinderaugen blicken“ erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.